Was geschah in der Kinderklinik? - Eichborndamm 238
Nur noch ein paar verrostete Gitter an den unteren Fenstern und eine Gedenktafel verraten uns noch etwas über die
dunkle Vergangenheit des Hauses Eichborndamm 238. Das Gebäude was nun vorn Bezirksamt Reinickendorf Abteilung für
Jugend, Sport und Familie annektiert wurde, ist jedoch in der Nazi-Zeit zu ganz anderen Zwecken genutzt worden.
Die sogenannte "Kinderfachabteilung der Nervenklinik" quälte dort jahrelang Kinder zu Tode. Schon 1938 gingen
mehrere Gesuche für den Gnadentod von Kindern in psychiatrischen Anstalten ein, was zur Bildung eines dafür
zuständigen Reichsausschusses führte. Wegen der Angst vor möglichen Reaktionen im Ausland erließ Hitler kein
Euthanasiegesetz, sondern ordnete nur mit einer Euthanasieermächtigung (die selbst unter NS-Richtern umstritten
war) die Tötung an. Anfang 1939 gingen die ersten Meldeformulare für missgestaltete Kinder an Kliniken. Vielen
Ärzten war bekannt, das diese Formulare für eine Verlegung ausschlaggebend waren- Der Reichsausschuss entschied
nun (in Abwesenheit von Betroffenen und Angehörigen) über Leben und Tod. Dieses bestimmte er auch über die Kinder,
die im Eichborndamm 238 untergebracht waren. So verkündet es auch die am Eingang angebrachte Tafel für die wenigen,
die sich dafür interessieren:
Unter dem Tarnnamen "Kinderfachabteilung" der Nervenklinik wurden von 1942 bis 1945 in diesem Haus 66 Mädchen und
109 Jungen als sogenannte „Reichsausschusskinder" untergebracht- Unter nationalsozialistischer Herrschaft erfuhren
sie nicht Hilfe, sondern wurden gnadenlos zum Experimentierfeld. Von den 175 Kindern starben 81 einen qualvollen
Tod. Ihr Alter lag zwischen wenigen Monaten und 16 Jahren.
Bettina 2001