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Schülerbesuch im Archiv

Kurz vor den Herbstferien waren die Oberstufenschüler des Evangelischen Religionsunterrichts zum jährlichen Konvent der kreiskirchlichen Archivpfleger eingeladen. Im Evangelischen Landeskirchlichen Archiv in Berlin – Kreuzberg zeigte ein Mitarbeiter den Schülern das Archiv und hier auf dem Foto besonders die Mikroverfilmung der Kirchenbücher.


20 Jahre hatte es gedauert, sie abzulichten. Archivalien sind einmalig, handgeschrieben mit Tinte, die 100 Jahre halten soll. Trotzdem zerstört Tintenfraß die Originale. Dagegen steht die lange Haltbarkeit von bis zu 200 Jahren und die technologische Unabhängigkeit des Mediums Microfiche.

Die Euthanasiemorde, auch hier in Reinickendorf, sind erst 70 Jahre her und noch leben Augenzeugen. Bis heute suchen Angehörige nach den Todesumständen ihrer Familienmitglieder.
Ihre Suche dürfte eigentlich gar nicht stattfinden: Bis heute behaupten die Reinickendorfer Friedhofsbroschüren, dass in den ehemaligen „Wittenauer Heilstätten“ vorwiegend „Patienten ohne Angehörige“ bestattet wurden. Die Kirchenbücher sprechen eine andere Sprache. Die „hinterlassenen Familienglieder“ sind ebenso säuberlich eingetragen wie die Todesursache und der Bestattungsplatz. In keinem Archiv konnte bisher das Friedhofsbuch der „Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik“ wie sie später hieß, aufgefunden werden. Die Schüler haben jedoch im Kirchenbuch 120 Namen von Anstaltspatienten gefunden und in einer Gedenkfeier am 27.3.2014 verlesen.
Es starben jedoch 4.600 Patienten in den Heilstätten. Wo sind ihre Gräber? Wer hat sie bestattet? Welche Angehörigen sind bis heute im Unklaren? Darauf könnten weitere Kirchenbücher Aufschluss geben. Wir konnten unser Thema im Kreis der Archivpfleger vorstellen und ermuntern, in den eigenen Gemeinden, bzw. den Kirchenbüchern, nach Euthanasieopfern zu suchen. Dazu gab es interessierte Nachfragen.

Irmela Orland, 5.11.2014

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