Georg und Emma Herwegh
Georg Herwegh
Georg Herwegh wurde am 31.5.1817 in Stuttgart geboren und verstarb am 7.4.1875 in Baden-Baden. 1835 wurde er, nach dem Besuch mehrere Schulen, in das Tübinger Stift aufgenommen und studierte Theologie. Wegen Auflehnung gegen die Ordnung aus dem Stift gewiesen, wechselte er 1836 zum Jurastudium über, brach 1837 das Studium endgültig ab, um in Stuttgart als Schriftsteller und Kritiker einer Zeitschrift zu arbeiten. Vom Militärdienst blieb er durch Einflussnahme vorerst verschont, doch sollte er nach einem Streit mit einem Offizier strafweise erneut eingezogen werden. Er floh in die Schweiz und lebte von den Erträgen seiner dichterischen und literaturkritischen Arbeit. Er schloss Bekanntschaft mit zahlreichen Persönlichkeiten des literarischen und politischen Lebens. Aus dieser Hochstimmung wurde er gerissen, als er 1842 eine Einladung zur Audienz bei König Friedrich Wilhelm IV. annahm und deshalb von der literarischen Opposition hart kritisiert wurde. Seit 1843 lebte Herwegh in Paris, wo er u.a. Bekanntschaft mit Heine, Marx und Ruge machte. Bei Ausbruch der Februarrevolution 1848 in Paris wurde Herwegh Präsident der "Pariser Deutschen Legion", die die Revolution in Deutschland unterstützen wollte. Tief deprimiert durch die eigene Niederlage und die der Revolution, unfähig sich gegen Angriffe zu wehren lebte Herwegh bis 1849 in Paris, anschließend in Genf und seit 1851 in Zürich. Das Vermögen seiner Frau von dem sie eine Zeitlang ein recht aufwendiges Leben geführt hatten, war aufgebraucht, daher war die rege journalistische Tätigkeit durch seine Notlage bedingt. Da er mit Lassalle befreundet war schloss er sich der Arbeiterbewegung an und wurde Bevollmächtigter des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) für die Schweiz. Sein polititisches Denken näherte sich dem von Marx und Engels und stimmte in wesentlichen Punkten mit dem Programm der 1. Internationalen überein. Seit 1869 unterstützte er den revolutionären Flügel der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und lebte, nachdem er 1866 aufgrund einer Amnestie nach Deutschland zurückkehrte, in ständiger finanzieller Not. Mit seinen Dichtungen konnte er besonders nach 1870/71 die literarische Öffentlichkeit kaum erreichen. Am 7. April 1875 starb er schließlich in ungebrochener revolutionär-demokratischer Gesinnung und großer finanzieller Not in Baden. Begraben werden wollte er nicht auf deutschen Boden, sondern in Liestal, der Hauptstadt seines "Heimatkantons" in der Schweiz.
Emma Herwegh
Die Beziehung zwischen Emma Siegmund und Georg Herwegh ist von Anfang an außergewöhnlich. Schon als Emma zum ersten Mal Herweghs Gedichte in der Hand hält, fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Sie ist fasziniert von seiner Euphorie und froh, endlich jemanden gefunden zu haben, der ihren eigenen Ansichten Ausdruck verleiht. Und als sie sich am 6. 11 1842 durch Mithilfe einer Freundin das erste Mal begegnen, ist auch Herwegh von dem rebellischen, emanzipierten und aufmüpfigen Mädchen begeistert. Sie führen stundenlange Gespräche, und schon nach einer Woche geben sie ihre Verlobung bekannt. Geheiratet wird allerdings erst - nach vielen Komplikationen - am 8.4. 1843 im Städtchen Baden in der Schweiz. Von Anfang an ist Emma darauf bedacht, Herwegh keine Fessel zu sein. Sie will ihn nicht "zähmen", sondern mit ihm gemeinsam "Blitze schleudern" und für seine Ziele kämpfen. Noch während ihrer Verlobungszeit schreibt sie ihm: "Laß durch nichts in der Welt Dich binden als durch Deine höchste innere Wahrheit! Führt sie Dich zu mir, dann bleib bei mir bis zur letzten Stunde; entferne ich Dich von Deinem Ziel, und wär' es auch nur um eines Zolles Länge, so schicke mich fort." Ein Freund der beiden beschrieb ihre Verbindung: "Herwegh und seine Frau ergänzten sich vollkommen; sie gehörten zusammen wie Schwertgriff und Klinge. Sie kannte seinen Wert, aber auch seine Schwächen und war stets mit Liebeseifer bemüht, diese zu verhehlen oder als Tugenden darzustellen; er seinerseits war gleichfalls von ihrem Werte überzeugt, sie war ihm unentbehrlich; ohne sie fühlte er sich elend und bildete sich ein, kein Glück zu haben."