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Projekt 24: Gehörlose Kinder und Jugendliche in Berlin

Schon mal erlebt? Man fährt mit der U- oder S-Bahn und gegenüber sitzen zwei schweigende Personen, die aber umso mehr mit den Händen zu arbeiten scheinen. Plötzlich schüttelt sich die eine der beiden vor Lachen. Offenbar wurde ihr gerade ein Witz erzählt, von dem ich nicht das Geringste mitgekriegt habe. Geheimnisvoll, aber faszinierend!

Auf Grund dieser Erfahrung fand ich unser Projekt 24 im Vorfeld besonders spannend.

15 Schülerinnen in Begleitung von Fr. Borgmann und Fr. Buchmann haben sich drei Tage intensiv mit Gehörlosigkeit oder Schwerhörigkeit in Berlin beschäftigt.

Am ersten Tag besuchten sie die KiTa „Sinneswandel“ in Charlottenburg. Die Leiterin der Einrichtung nahm sich viel Zeit unsere Schülerinnen über die Arbeit in der Kindertagesstätte zu informieren, die von gehörlosen oder schwerhörige Kindern im Alter von 1 bis 7 besucht wird. Anschließend gab es eine Führung. Mit den Kindern spielen durften unsere Schülerinnen nicht, waren von den süßen Kleinen aber dennoch sehr angetan.

Der zweite Tag führte die Teilnehmerinnen in die Gehörlosenschule Margarete von Witzleben am Strausberger Platz. Auch hier gab es zunächst ausführliche Informationen durch die Schulleitung. Danach konnten unsere Herweghianerinnen am Unterricht (u.a. Chemie, Mathematik und Französisch) teilnehmen und anschließend mit Schülerinnen und Schülern der Einrichtung sprechen. Es ging dabei vor allem um Alltagsprobleme wie „ Was machst du beim Schwimmen mit deinem Hörgerät?“ oder schulbezogenen Fragen wie „Könnt ihr an einem internationalen Austauschprogramm teilnehmen?“.

Der dritte Tag fand bei uns im GHG statt. Herr Tobias Wegner, von Beruf Gebärdensprachendolmetscher und selbst gehörlos, hatte sich angekündigt, um den Teilnehmerinnen einen Crashkurs in Gebärdensprache zu geben. Er tat dies weitgehend stumm, dafür aber mit einer umso größeren Portion Humor. Neben allgemeinen Informationen (z.B. dass 450.000 Menschen in Deutschland in Gebärdensprache kommunizieren und dass diese noch bis in die 80er Jahre bei uns verboten war) standen vor allem praktische Übungen im Mittelpunkt. Die Teilnehmerinnen lernten, dass neben den Handzeichen auch Mimik und Körperhaltung wichtige Rollen spielen. Alle waren überrascht, wie oft man intuitiv ein Wort korrekt in Gebärdensprache umsetzen konnte (z.B. für Essen, Trinken, gut, schlecht, einigermaßen …). Auch einfache Sätze (wie „Ich mag Hamburger.“) wurden den Teilnehmerinnen beigebracht. Anschließend wurde das Fingeralphabet gelernt und jeder musste seinen Namen buchstabieren. Im Film sehen wir dazu Tabea aus der 10c2.

Alle Teilnehmerinnen waren mit Begeisterung dabei und werden sich sicherlich einige Begriffe und Buchstaben gemerkt haben.

Der Kommentar einer Teilnehmerinnen: „Das hat viel Spaß gemacht und war die ruhigste Unterrichtsstunde, die ich je erlebt habe.“

Alles in allem ein tolles Erlebnis – und wenn ich das nächste Mal in der S-Bahn ein Pärchen bei der Gebärdensprache beobachte, verstehe ich vielleicht einen der Witze, die sich die beiden erzählen.

Fazit: Ein Projekt, das unbedingt wiederholt werden sollte.



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