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Exkursion zum Kraftwerk der Klasse 9MINT am 12.05.2016

Während andere Klassen in der Schule saßen und grübelten, unternahm die Klasse 9 Mint einen lehrreichen Ausflug ins Heizkraftwerk Reuter West in Spandau.
Zur Begrüßung hing gleich über dem Eingang ein Schild, das die unfallfreien Tage zählt. Ob 146 jetzt eine beruhigende Zahl ist oder nicht, bleibt dahingestellt. Als Einstimmung hielt der Projektingenieur für Verfahrenstechnik Daniel Hultqvist einen informativen Vortrag über die Anlage, ihre Geschichte und verschiedene Funktionsweisen. So erklärte er, dass in diesem Heizkraftwerk als „heimische Primärenergieträger“ angelieferte Kohle aus Polen verwendet wird. Genauso erwähnte er, dass Namensgeber für die Anlage der 1. Berliner Bürgermeister Ernst Reuter war und, dass die ursprünglichen Blöcke A und B leider nicht mehr existieren. Besonders hob er hervor, dass dieses Werk das größte Berlins ist und ca. 250 Mitarbeiter hat, zu denen noch Schichtarbeiter und Fachpersonal, wie Industriekletterer, hinzukommen. Durch das Kraftwerk wurde ein großer Teil von West-Berlin versorgt. Damals gehörte es zur BEWAG, im Jahre 2000 wurde es von Vattenfall aufgekauft. Um die Umwelt zu schützen, kann die Leistung des HKW auf minimal 40% heruntergefahren werden, wenn erneuerbare Energien ausreichend Strom erzeugen. Allerdings braucht es 1-2 Tage um den Betrieb wieder aufzunehmen, sofern es ganz abgeschaltet war. Zur Veranschaulichung wurden während des Vortrags einzelne Objekte, wie Kohle oder einem Dampfdruck von 195 bar standhaltende Rohre, herumgereicht.
Selbstverständlich gab es nicht nur einen Vortrag, auch eine Besichtigung der Anlage stand auf dem Programm. Dazu bekam man eine entsprechende Schutzausrüstung und Funkgeräte mit Kopfhörer, um Herrn Hultqvist während der Führung verstehen zu können.
Zuerst ging es zum Elektrofilter, der durch elektrostatische Aufladung zur Staubentfernung dient. Immer eine der vier Transportbahnen wird kurzzeitig abgeschaltet, damit die Staubpartikel abfallen und wegtransportiert werden können. Danach kam die Rauchgasentschwefelungsanlage (REA) an die Reihe, die giftigen Rauchgase werden mit „Kalkmilch“ vermischt, sodass Kalk entsteht, der wiederum in der Baustoffindustrie Verwendung findet. Das Lager, um diesen Gips aufzubewahren, folgte. Im Kesselhaus wurde die Gruppe von Unterdruck empfangen, der bewirkt, dass bei Schäden das Austreten von Dreck vermindert wird. Auf der ±0,00-Etage wird die Kohle gemahlen, um anschließend in den Kessel geblasen zu werden, wo sie verfeuert wird. Die Hitze dieser Flamme bekommt man erst richtig zu spüren, wenn man den Fahrstuhl nimmt und sich den Kessel von oben anschaut. Von dort aus sieht man die spezielle Aufhängung, damit sich der Kessel ausdehnen kann. Es herrschen dort Temperaturen von gut 60°C, sodass man sich wie in einer Sauna fühlt und froh ist, wenn man sich auf den Weg zur kühlen Kesseldecke machen kann. Auf einer Höhe von ± 69,00 Metern hat man bei gutem Wetter eine grandiose Aussicht auf Berlin, das Kraftwerk und den dazugehörigen Kohlelagerplatz, der direkt neben der Spree liegt, da es auch einen Kai zur Belieferung durch Kohleschiffe gibt. Der Kohlevorrat reicht für knapp drei Monate.
Im Maschinenhaus befinden sich zwei Turbinen, eine für jeden Kessel, die extra auf Federn gelagert sind, um ihre Vibration einzudämmen.
Alle Vorgänge werden von der Warte aus gesteuert, in der nicht fotografiert werden darf. Auf dem Rückweg zum Vortragsraum kommt man am Kühlturm vorbei, der extra konstruiert wurde, um möglichst schlank zu wirken, über das Ergebnis lässt sich jedoch streiten.

Unser Eindruck des KWs ist, dass es sehr groß und momentan wichtiger Bestandteil der Energieversorgung Berlins ist, aber mehr und mehr von erneuerbaren Energien abgelöst wird. Es wurden dort bereits mehrere Blöcke abgeschaltet. Leider gibt es allgemein zu wenig weibliches Personal, beispielsweise während des Studiums von Herrn Hultqvist als die Frauenquote nur 1% betrug.